Seit 4 Jahren Mama

Hunde gehören zu diesem Haushalt dazu, ... das eigentlich auch schon, seitdem ich einen eigenen Haushalt habe. Damit kenne ich mich aus, ich weiß einigermaßen, was ich tue und es gibt nur noch selten Überraschungen. Mein Mamadasein ist noch gar nicht so alt und Überraschungen gibt es nahezu täglich.

Viel Kritik gab es bereits während meiner Schwangerschaft darüber, ob dieser Hundehaushalt eine gute Umgebung für ein Menschenkind ist. Tierschutzhunde, dieser Größe ... bla ...

Was anfangs gar nicht so klar war, ist mittlerweile beschlossene Sache: Dobermänner und Kinder gehen in einem Haushalt durchaus ganz gut.

Erkenntnis I: Kindererziehung vs. Hundeerziehung

Die Frage bekomme ich wirklich oft gestellt und: Nein, wer das eine kann, kann nicht automatisch auch das andere. Alleine die Erziehungsziele sind ganz andere. Bei den Hunden möchte ich, dass sie gewissen Mustern folgen, wissen, wie sie sich benehmen sollen, alltagstauglich sind und auf mich hören. Sie sollen eine Bindung zu mir aufbauen und diese soll bis ans Ende ihres Lebens erhalten bleiben.

Meinen Menschennachwuchs möchte ich früher oder später zu eigenständig denkenden und handelnden Menschen erziehen. Das bedeutet, einen Grundgehorsam braucht es nicht. Wäre praktsich und manchmal würde ich lieber 'ne Horde wildgewordener Dobermänner zähmen, als mit der Mini auszudiskutieren, ob gewisse Dinge jetzt notwendig sind oder eben nicht. Aber wer einen eigenen Kopf fördern will, der muss sich auch damit auseinandersetzen. 

Erkenntnis II: Kind und Vereinbarkeit

Ich muss schon lachen, wenn ich das schreibe. Ehrlich. Da bin ich wirklich naiv rangegangen. Mittlerweile haben wir uns hier ja ein wenig eingegroovt und eine Lösung gefunden. Der Weg war holprig. Ohne eine sehr flexible Familie, einen Papa und den Bonuspapa, die hier alle irgendwie mit anpacken, könnte ich meine berufliche Laufbahn komplett vergessen. Vor der Mini war ich Marketingleitung. Seit Woche neun nach dem Mutterschutz habe ich das dann in Elternteilzeit übernommen. Nach der Elternzeit habe ich beschlossen, dass eine berufliche Veränderung her muss. Ich habe viel rumgetestet ... die Mini teilweise mit im Büro gehabt, teilweise von Zuhause aus gearbeitet, ... Problem: Vollzeit und Kind bedeutete hier, entweder ich sehe die Mini in der Woche gar nicht, nur zum ins Bett bringen oder ich muss nachts im Homeoffice arbeiten. Beides keine Dauerlösung. Mittlerweile arbeite ich selbstständig. Auch oft bis in die Nachtstunden um den Nachmittag mit der Mini zu haben, aber ich kann mir die Zeit einigermaßen frei einteilen.

Teilweise habe ich aber wirklich gedacht, alle Weiterbildungen inkl. Studium waren für den A***. Die meisten Arbeitgeber machen sich mehr Sorgen um die Betreuungssituation des Kindes, als um die Qualifikation während einem Vorstellungsgespräch und ganz nebenbei: Betreuungszeiten von 8.00 bis 13.00 Uhr bieten ohne zusätzliche Tagesmutter auch keine Rahmenbedingungen um einem Vollzeitjob nachzugehen.

Ich bin froh, dass wir so flexibel sein können und mir auch dessen bewusst, dass das nicht bei jedem so funktionieren kann. Da muss wohl jede Familie ihren eigenen Weg finden.

Erkenntnis III: Gute Vorsätze

Muahahaha.. Das sind solche Dinge gewesen wie, "Die Mini isst keine Süßigkeiten vor ihrem ersten Geburtstag.", "Batteriebetriebene Spielzeuge mit wilden Tönen und Musik gibt es in diesem Haushalt nicht." oder auch "Meine Tochter trägt nicht ständig rosa.".

Da hatte ich die Rechnung ohne mein Kind, die Verwandtschaft und Bäckereifachverkäuferinnen gemacht. Mittlerweile weiß ich, egal wie viele Nerven ich lasse, irgendwann wird es doch passieren, dass solche strikten Vorsätze über den Jordan gehen. Ich habe mich etwas locker gemacht und sehe solche Regelungen nur noch als Vorsätze, nicht mehr als Gesetze. Macht allen das Leben etwas ruhiger und erspart mir Magengeschwüre beim Anblick meines rosa Kindes im Einhornfieber.

Ich hatte mir übrigens auch vorgenommen mein Kind niemals anzuschreien ... als wir zur Kur waren, hat mir dann eine Psychologin gesagt, "Kinder haben ein Recht auf authentische Eltern". Das beruhigt mich, denn ein paar Mal ist mir durchaus schon der Kragen geplatzt, obwohl ich immer die Ruhe selbst sein wollte. Es gab nämlich ein paar Momente, in denen war mir nicht nach debattieren. Das waren dann solche, in denen die Mini schreiend auf der Hauptverkehrsstraße lag und nicht wieder aufstehen wollte oder zum 5. Mal am Hundekorb war, obwohl ich vier mal vorher - mit Bildern von Bisswunden, erklärt habe, dass man das bitte unterlassen solle. Mittlerweile erkläre ich hier in solchen Situationen einfach das Ende der Demokratie und es herrscht hier bei sicherheitsrelevanten Dingen Diktatur.

Erkenntnis IV: Sie geben so viel zurück

Da kann ich wieder den Vergleich mit Hunden bringen. Die sind auch im Leben nicht dankbar. Das ist auch gar nicht deren Aufgabe. Meiner Meinung nach sind sie weder zu Dankbarkeit verpflichtet, noch dazu mich glücklich zu machen. Im besten und wahrscheinlich auch naivsten Fall machen sie das irgendwann, wenn sie älter sind. Bis dahin stolpert man von einer Phase in die nächste, das doofe 2. Jahr, das nervige 4. bis hin zur Pubertät. Natürlich ist es niedlich ein fröhliches ausgeglichenes Kind zu sehen oder zu beobachten, wie die Mini hier die Hunde im Griff hat. Solche Momente machen mich wirklich glücklich. Aber Kinder können auch einfach nur sch*** sein.

Solche Sternstunden des Mutterdasein gibt es viele: Wenn das Kind mittags total übermüdet hier steht und mich anschreit, es sei nicht müde und ich habe keine Ahnung, was es will. Wenn es bei den Nachbarn wohnen will, weil es da nach dem Essen fernsehen darf oder wenn es sich Nudeln gewünscht hat und bei Fertigstellung doch lieber Suppe will.

Erkenntnis V: Sorgen und Selbstzweifel

Die gibt es zum positiven Schwangerschaftstest gratis dazu und ich habe das Gefühl die hören nie auf. Das mit den Selbstzweifeln ist so eine Sache. Ich glaube da muss man sich irgendwann selbst einfangen. Mache ich das alles richtig? Wird mein Kind seelische Schäden davontragen? Habe ich jetzt zu Unrecht geschimpft und vielleicht etwas zu doll?

Dann sind da noch die Sorgen. Die hat man im Grunde die ganze Schwangerschaft lang. Übrigens bloß nicht in den üblichen verdächtigen Suchmaschinen nach den Wehwehchen suchen, sonst wird man verrückt. Es geht aber noch weiter ... Plötzlicher Kindstot, trockenes Ertrinken ... irgendwann Entführungen, Verkehrsunfälle, erste Diskobesuche, sie machen ihren Führerschein. Man gewöhnt sich dran, dass man immer mit ein bisschen Sorge unterwegs ist und denkt irgendwann auch nicht mehr ganz so oft dran. Versprochen.

Erkenntnis VI: Locker bleiben

Manchmal leichter gesagt, als getan. Aber das hilft. Ist ein Tag doof, wird der nächste nett. Ist der Schlafrhythmus mal im Eimer, regelt sich auch das irgendwann wieder. Nerven wir uns gegenseitig, ist auch das irgendwann vorbei. Wenn hier mal der Abwasch bis zum nächsten oder übernächsten Tag stehen bleibt, kommt davon auch keiner um ... Egal wie viele Sorgen man sich macht und egal wie anstrengend die Tage manchmal sind, wichtig ist nur: Am Ende eines jeden Tages, wünsche ich der Mini eine Gute Nacht und sage ihr, dass ich sie liebe.

Die letzten vier Jahre waren wohl die spannendsten bisher. Sie haben mich teilweise an meine Grenzen getrieben und teilweise zur Verzweiflung gebracht. Aber keine Sorge, ganz so schlimm, wie es sich vielleicht anhört, ist es dann doch nicht. Kann es gar nicht sein, denn ich gehe in die zweite Runde. Wenn alles läuft, wie geplant, wird die Mini im Frühjahr große Schwester. ;) Mal sehen, was dann noch Spannendes auf uns zu kommt und welche Abenteuer wir so erleben werden.