In so einer Welt, soll mein Kind nicht aufwachsen.

Zuallererst: Waumama ist unpolitisch und soll es eigentlich auch bleiben. Meine Mama hat mir früher gesagt, mit eigentlich fängt immer eine Lüge an, so ist es auch hier. Denn ich fühle mich derzeit genötigt einmal ganz kurz politisch zu werden:

Derzeit lese ich ständig "mein Kind soll nicht in so einer Welt aufwachsen". Was ein Schwachsinn, denn wir haben nur die eine. Mit der müssen wir leben, ob wir wollen oder nicht. Ist die einmal vermüllt, haben wir uns gegenseitig die Köpfe eingeschlagen oder den kompletten Regenwald abgeholzt und alle Tiere ausgerottet, dann ist es zu spät. Aber kommen wir zum eigentlichen Thema: Die einen Mütter wollen ihre Kinder nicht mit Ausländern im Kindergarten sehen, die nächste Mutter hat Angst vor der Islamisierung, andere vor Gewalt durch Ausländer. Ich kann jede Mutter verstehen, die Angst hat um die Zukunft ihrer Kinder. Das habe ich auch ... aber meine Ängste betreffen ganz andere Dinge. Denn wir haben in "dieser Welt" ganz andere Probleme, wenn wir mal ehrlich sind. 

Ich möchte, dass mein Kind in einer Welt aufwächst, in der: 

  • Polizei und Justiz Verbrechen, ohne Rücksicht auf Herkunft und Religion, aufklären und nicht ein wütender brauner Mob
  • Bildung allen zugänglich ist, egal welcher Herkunft und mit welchen finanziellen Mitteln im Hintergrund.
  • ich mein Hab und Gut nicht durch riesig hohe Zäume schützen muss. Das funktioniert aber nun mal nur dann, wenn es allen einigermaßen gut geht und wir nicht die Kluft zwischen Arm und Reich noch mehr vergrößern.
  • Menschlichkeit und Gastfreundschaft noch etwas wert sind und nicht jeder dem anderen das Essen auf dem Teller neidet.
  • man sich hilft, wenn Hilfe benötigt wird und eben auch dort wo sie benötigt wird, ungeachtet von Grenzen und Unterschieden
  • wir auf unsere Umwelt achten und das ungeachtet von Profiten und vor allem Bequemlichkeit

Ich könnte jetzt noch mindestens 100 Wünsche anfügen. Die betreffen die Massentierhaltung, Respekt vor Leben, Altersarmut ... mag alles ganz naiv sein. Eines haben diese Wünsche aber alle gemeinsam: sie lassen sich nicht durch Hass und Gewalt erfüllen. Keinem ist geholfen, wenn wir nach unten treten. Keinem ist geholfen, wenn wir Fremde oder die Medien hassen. Überall auf der Welt gibt es Kinder und Eltern, die ihren Kindern nur das Beste wünschen.

 

Wir können uns jetzt hier die Köpfe einschlagen und uns gegenseitig die Butter auf dem Brot nicht gönnen. Aber wir können genau so gut auch dankbar darüber sein, dass wir hier warm und trocken mit vollem Bauch sitzen. Wir können anpacken. Den Kindern, über die wir uns ärgern, weil sie kein deutsch sprechen, eine Geschichte in unserer Sprache vorlesen oder Nachhilfe in der Vorschule geben. Ja das geht und das darf nahezu jeder nach einem winzigen Kurs. Wir können sie immer wieder korrigieren (mache ich bei manchen Erwachsenen heute noch ;) ). Wir können uns Zeit nehmen, auch mal den Standpunkt des anderen anzuhören und mit etwas Empathie zu überdenken. Ach was wir alles können: wir können die Oma von nebenan zum Essen einladen, wenn wir wissen, dass sie alleine ist und sich das Essen vom Munde abspart. Wir können natürlich auch auf die Straße gehen, Selbstjustiz üben und Scheiben einschlagen. Wenn wir uns alle mal ehrlich fragen, ob wir wollen, dass unsere Kinder so aufwachsen, tut es mir Leid für diejenigen, die meinen, dass sei der richtige Weg. Manchen KANN ich einfach dann auch nicht helfen :P

 

Der gute Nebeneffekt, den das Handeln gegenüber den Hasspredigten hat: unsere Kinder lernen und zwar alle. Meine Mini wird ihren Müll so schnell nicht auf die Straße werfen, denn sie sammelt ihn beim Gassigehen mit mir ein und ärgert sich selbst darüber, wie viel hier auf der Straße liegt. Gleiches gilt für ihre Freunde, die uns dabei begleiten. Sitzen die Kinder gemeinsam im Kindergarten lernen sie, miteinander zu leben und voneinander zu profitieren. (Das können Kinder übrigens super gut und die kommunizieren auch ungeachtet der Sprache miteinander). Sie werden später miteinander leben müssen. Denn wir werden es nicht ändern, egal wie. viele Scheiben wir auch einschlagen. Warum auch. Wir werden nur entscheidend dazu beitragen, wie sie miteinander leben. Die Welt ist nun mal bunt.

 

Wir Eltern werden jetzt den Unterschied machen, ob sie später miteinander leben und voneinander profitieren oder ob sie Wände aufbauen, sich hassen, sich gegenseitig jeden Cent neiden und sich im schlimmsten Fall die Köpfe einschlagen. Gewinner oder Verlierer sind nicht mehr wir ... es sind unsere Kinder.

Natürlich gibt es immer wieder Idioten. Die gibt es überall und ungeachtet der Hautfarbe, der Religion oder der Herkunft. Aber wenn jeder schon mal bei seinen eigenen Kindern und den Kindern in seiner Umgebung anfängt, ihnen gegenseitigen Respekt zu vermitteln ... und ja, auch das geht an alle ungeachtet der Herkunft ... dann legen wir jetzt einen Grundstein, für eine Welt, in der ALLE Kinder besser aufwachsen und leben.