Blogparade #Familienalbum

Nachdem wir hier ungewollt - ein bisschen auch aus Unsicherheit - alle Dinge das Baby betreffend doch sehr wissenschaftlich angehen, kommt mir die Blogparade der Frau Mutter gerade recht. Also habe ich mal die Alben meiner Kindheit ausgegraben und darüber sinniert, wie meine Eltern so an das ein oder andere herangegangen sind - zugegebenermaßen habe ich auch viel gelacht darüber, wie ich so aussah:

Beim Betrachten der Bilder bekomme ich den Eindruck, als hätten meine Eltern nicht 1000 Bücher über frühkindliche Förderung gelesen, sondern uns einfach mal machen lassen. Ich bin in ländlicher Umgebung aufgewachsen und war in meinen Erinnerungen sehr oft draußen und habe mich mit meinen Freunden oder einfach alleine - natürlich unter Beobachtung, sonst gäbe es keine Fotos - beschäftigt.

Wahrscheinlich hatten unsere Eltern weder die Zeit, noch die Lust oder die finanziellen Mittel um uns mehrmals die Woche irgendwohin zu schlürren und ständig zu bespaßen. Pädagogisch wertvoll war das trotzdem oder gerade deswegen. Ich habe zwar mit 5 Jahren keine drei Sprachen gesprochen und auch noch kein Musikinstrument gespielt, aber ich wusste, wie Heu riecht (den Unterschied zwischen Heu und Stroh wissen viele in meinem Alter heute noch nicht), wie Gurken, Karotten, Äpfel ... aussehen, an welchen Pflanzen sie wachsen, was im Haushalt alles anfällt und zu tun ist ... UND ich wusste mich selbst zu beschäftigen.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe das Gefühl, die Kindererziehung lief so ein bisschen neben dem eigentlichen Haushalt und dem Arbeitsalltag her. Das kann auch daran liegen, dass zu dem Zeitpunkt, an dem die meisten der Fotos geschossen wurden, meine Schwester schon auf der Welt war und als Baby einfach noch mehr Betreuung benötigte als ich.

Damals war es (in der ehemaligen DDR) gar keine Frage, ob ich in die Krippe gehen soll, ob das pädagogisch sinnvoll und entwicklungsfördernd ist oder nicht. Es war einfach Fakt, dass meine Mutter, genau wie die meisten anderen Mütter auch, wieder arbeiten gehen musste. Wenn ich - leider ist es heute zu spät abends - meine Mama das nächste Mal spreche, werde ich fragen, ob es auch so schwierig war, einen Platz zu bekommen. Ich würde in jedem Fall behaupten, es hat mir nicht geschadet. By the way: mit einigen meiner "Krippenbekanntschaften" habe ich heute noch Kontakt.

Jetzt wälzen wir Bücher, wie wir unsere Kinder am besten und sinnvollsten Fördern und ihre Entwicklung unterstützen können und mir wird teilweise ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn ich arbeiten gehe und meine Tochter alleine mit ihrem Papa!!! zu Hause lasse.

Es ist ja nicht so, als hätten wir unsere motorischen Fähigkeiten nicht auch ausgetestet, uns gegenseitig gemessen und verglichen etc.  ... wir sind allerdings ohne Zwang auf Bordsteinen balanciert, auf Bäume geklettert und haben ungezwungen Weitspringen, Weitspucken und Wettlaufen gemacht, anstatt jeden Mittwoch zum Turnen zu gehen ... 

Abends bin ich vor Einbruch der Dunkelheit pünktlich zum gemeinsamen Abendbrot rein gekommen, habe berichtet, was ich zwischen Mittag und Abendbrot so getrieben habe, mich bettfertig gemacht, eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen bekommen und bin körperlich und geistig ausgelastet eingeschlafen. Klingt nach früher war alles besser? Man muss natürlich auch erwähnen, dass ich ziemlich oft Beulen, Prellungen und auch mal den ein oder anderen Bruch von meinen Abenteuern mit nach Hause brachte. Ob ich DAS jetzt auch unbedingt für meine Tochter haben möchte, weiß ich nicht, aber das ist wohl der zugehörige Schwund.

Musik- und Sprachunterricht habe ich dann im Rahmen meiner Schulzeit bekommen. Beim Judo war ich - auf eigenen Wunsch - auch ... aber wenn ich mich zurückerinnere, dann tatsächlich erst irgendwann einige Zeit nach meiner Einschulung. Vorher war ich einfach nur Kind.


Meine Mutter wäre übrigens auch später in meiner Schulzeit nie auf die Idee gekommen, einen Lehrer oder Trainer zu besuchen und zu drohen ihn zu verklagen, weil er mir ein Spielzeug weggenommen hat oder ich eine schlechte Note bekommen habe. - Wie man das heute ja durchaus manchmal hört. Sie hätte mir eher gesagt, "Siehste, selber schuld." und dem pädagogischen Können des Lehrers vertraut. ;) ... und ehrlich, meine Mutter war sehr oft bei meiner Lateinlehrerin und musste sich anhören, was ich wieder angestellt habe bzw. meinen eingezogenen Kram wieder abholen.

Danach hab ich allerdings den Anschiss bekommen und nicht der Lehrer.

Wenn ich das so lese, frage ich mich, was wir - JA, ich auch - heutzutage so alles mit unseren Kindern anstellen und welchen Druck man damit auch aufbaut. Das alles nur, weil wir - meiner Meinung nach - einfach zu viel Zeit haben, darüber nachzudenken, was das Beste für die Zukunft unseres Einzelkindes ist. Im Grunde ist es doch wahrscheinlich das Schönste für ein Kind auch einfach mal Kind zu sein und machen zu können, was es selber möchte ... am Alltag der Erwachsenen teilzunehmen - auch wenn es nur die Hilfe beim Staubsaugen ist, mit der Mama im Garten zu arbeiten oder ein Baumhaus mit dem Papa zu bauen. Jetzt ist sie ja eh noch zu klein, aber ich nehme mir hiermit feierlich vor, (Johanna zu einem Geschwisterchen zu verhelfen. Muahahahaha. Scherz beiseite... ) mir später lieber im Alltag mehr Zeit zu nehmen, dem Kind vorzulesen und vorzusingen und das Kind in den Alltag einzubinden, als dafür von einem Kurs zum nächsten zu hechten.

Was lernen wir also aus dieser Blogparade?

Locker bleiben, wir sind auch glücklich und ohne verheerende Schäden groß geworden.


Ach und übrigens, liebe Frau Mutter, hatte so ein Trabant auf der Rücksitzbank nicht mal Gurte, von einem Maxi Cosi hatte man damals wahrscheinlich, zumindest im Osten, noch nichts gehört und ich liebe Toast Hawaii. Danke auch, dass du mich daran erinnerst, wie alt ich bin.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Anja (Dienstag, 17 Februar 2015 12:39)

    Hallo liebe WauMaMa :)

    Ein schöner Artikel. Ich musste schmunzeln bei dem Absatz über das Thema Lehrer. In der ehemaligen DDR standen eher die Lehrer vor der Elterntür, als umgekehrt... kannst du dich noch erinnern???? In regelmäßigen Abständen gab es doch eine Lehrerbesuch bei jedem Kind (oder war das DOCH nur bei MIR so???? *grübel*)

    LG, Anja

    PS: ich hatte auch so einen tollen orangen Lederranzen, wie du!
    PPS: mein Beitrag zur Blogparade #familienalbum: http://blog.pickposh.de/blogparade-familienalbum/