Vereinbarkeit und der schlechte Ruf der Mütter als Arbeitnehmer

Ja, ich bin genervt. Wir sind mal wieder im Homeoffice unterwegs. Ich habe also die erste Stunde meines Tages, nicht nur damit verbracht, die Mini ganz normal für den Kindergarten fertig zu machen, sondern 10 Minuten vor Abfahrt und 1 Minute nach dem Anruf, dass kein Kindergarten stattfindet, angefangen, Termine zu verschieben. Das nicht, weil die Mini oder ich krank sind, sondern, weil der Kindergarten wieder spontan ausfällt. 

Die Betreuungssituation

Ich bin seit Woche neun nach Minis Geburt wieder - erst in Teilzeit - arbeiten gewesen. Das schon immer super flexibel und mit der jeweiligen Betreuungsmöglichkeit nur als Backup, nicht als absolut gesetzte Lösung. Die Mini war bis zu ihrem dritten Geburtstag im Grunde Zuhause. Hier helfen im Krankheitsfall auch die Oma, Freunde und Bekannte und im allerschlimmsten Fall auch mal die Nachbarin aus. Ganz nach dem Motto, es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Klingt chaotisch, ist es in der Praxis gar nicht und war mir immer lieber, als eine Krippenbetreuung, denn die Mini wurde einfach individueller und nicht in einer Gruppe betreut. Ich hab die Mini oft mitgenommen, aber das ist eben nicht immer möglich.

 

Seit dem dritten Geburtstag soll das EIGENTLICH anders laufen. Anfangs mit Tagesmutter, später in einer Kombination aus Tagesmutter und Kindergarten (denn die sozialen Kontakte im Kindergarten sind mir durchaus wichtig und ich will nicht bestreiten, dass die Mini viel aus dem Kindergarten mitnimmt), seit ein paar Monaten nun nur noch mit einer Vormittagsbetreuung der Mini im Kindergarten. Bedeutet, ich arbeite in den Stunden, in denen Mini im Kindergarten ist, hole sie ab, wir machen Mittag, verbringen dann den Tag gemeinsam und nachdem ich die Mini ins Bett gebracht habe, sitze ich hier wieder am Rechner. Termine außer Haus sind also nur vormittags möglich.

Planbarkeit nicht vorhanden

Ist die Mini bei der Oma oder einer Tagesmutter eingeplant, kann ich mir sicher sein, dass ich sie auch dort hinbringen kann und nicht 10 Minuten vorher angerufen werde, dass das leider nicht funktioniert. Die Woche muss natürlich besser geplant sein, was Aktivitäten und die Organisation von Terminen angeht, aber ich kann mich im Normalfall darauf verlassen. Hinzu kommt, dass ich keine Ferienzeiten einplanen muss, die dann doch anders gelöst werden, am Wochenende keine Plätzchen backe, um die zu verkaufen und nicht ständig tagsüber im Kindergarten zu erscheinen habe, um an Festen teilzunehmen. Natürlich ist das alles super schön und es sei der Mini gegönnt, aber irgendwann muss ich (als Mutter einer vierjährigen, nicht eines Krippenkindes, der man jetzt sagen könnte, bleib halt daheim) leider auch mal arbeiten. Das wir auch später keine Rundumbetreuung haben, wie in manchen Kindergärten, ist hier eingeplant und deshalb sind die Betreuungszeiten bereits nah an den zukünftigen Schulzeiten gewählt.

 

Nun ist es zusätzlich zu den Ferien, in denen ich nun mal frei brauche und einrechnen muss, auch noch so, dass ich spontan morgens die Betreuung der Mini planen muss, weil der Kindergarten ausfällt und das leider (wer hier regelmäßig mitliest, der weiß das) kein Einzelfall, sondern doch mit einer gewissen Regelmäßigkeit passiert. Das ist in unserem Haushalt heute ausnahmsweise mal extrem nervig, ist meiner Meinung nach, in anderen Haushalten aber gar nicht möglich????

 

Wer wundert sich also, dass die Sache mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf einfach nur schwer umsetzbar ist. Wenn man als Mutter nicht nur die Ferien, die eigenen Krankheitszeiten und die der eigenen Kinder puffern muss, sondern auch noch die der Kindergärtnerinnen und deren Kinder. Welcher Arbeitgeber macht das denn bitte gerne mit und will das finanzieren? Bei allem Verständnis für Mütter, ich würde das nicht tun.

Die Lösung?

Kurzum: Ich habe keine. Ab Juli muss aber tatsächlich wieder eine her. Wir versuchen uns so flexibel wie möglich durchzuschummeln und natürlich finden wir tagesaktuell tatsächlich IMMER einen Weg. Aber eine Dauerlösung ist nicht in Sicht. Dank Erziehermangel und eh schon zu wenigen Kindergartenplätzen erst Recht nicht seitens des Staates und somit seitens des Kindergartens. Zur Wahl stehen derzeit eine super flexible Tagesmutter oder ein Au Pair, welches auf Mini aufpasst, wenn der Kindergarten spontan ausfällt. Beides ist natürlich in Zeiten, in denen der Kindergarten stattfindet durchaus kostenintensiv. Auswandern in ein Nachbarland mit besserer Betreuungssituation könnte man auch noch in Betracht ziehen. Aber mal im Ernst, das kann es doch nicht sein. Es braucht sich zumindest keiner wundern, dass sich viele berufstätige Frauen gegen Kinder entscheiden und so viele Mütter sich von ihrem Berufleben verabschieden.