Pflegestellen für Hunde und Katzen

Wir sind ab und an Pflegestelle ... (nur für Hunde, nicht für Katzen). Unser kleiner Gast ist am Freitag ausgezogen. Ich habe ihn nach Nürnberg gebracht, mir sein neues Zuhause, seinen zukünftigen Hundeplatz, sein neues Frauchen und auch seine neue Dobermann-Spielgefährtin angeschaut und ihn dann da gelassen. Als ich im Auto saß, hab ich Rotz und Wasser geheult. Trotzdem würde ich es immer wieder genauso machen:

Wir haben kurzfristig einen halbverhungerten "Dobermann-Mix" in wirklich schlechtem Zustand in Hamburg vom Flughafen abgeholt, weil er dort gestrandet war. Sparky wurde quasi bestellt, aus Malta hier hergeflogen und nicht abgeholt.

Ein Hund in dem Zustand ist oft weder attraktiv für Interessenten, noch ist immer jemand zu finden, der so kurzfristig einspringen kann und ihn dann auch noch für immer übernehmen möchte. Pflegestellen helfen aus, wenn Tierschutzhunde kurzfristig ihre Familie verlassen müssen, bei Privatabgaben durch welche Gründe auch immer oder auch einfach nur, um die Tiere vor ihrer Vermittlung aufzupeppeln und etwas besser einschätzen zu können, welche Familie zu ihnen passt.

In Pflegestellen sitzen die Hunde und auch Katzen erstmal warm und trocken (bei den Samtpfoten sind Pflegestellen genau so wichtig, leider bin ich einfach kein Katzenmensch ... Mietzi und ich leben nebeneinander her, meine große Liebe war ein kleiner frecher Kater, der leider überfahren wurde, seitdem bin ich durch mit dem Thema Katze).

Aus einer Pflegestelle heraus, kann ohne Stress und Druck in ein "Für-immer-Zuhause" vermittelt werden. Bei Sparky (jetzt Amuun) hat das gut geklappt.

Denn ein paar Tierarztbesuche und etwas Liebe später ist aus dem ängstlichen, zotteligen Bündel Hund ein süßer Junghund geworden, der einigermaßen an der Leine läuft, weiß, dass man sein Geschäft draußen verrichtet und ausgeschlafen und satt in sich selbst ruht.

Ziel war es nun, eine neue Familie zu finden. Das ist nicht immer einfach. Je nachdem zu welchem Tierschutzverein der Hund gehört, kann das auch gut und gerne mal zu einer Farce werden. Ich mache das nun schon lang genug und bin selbstbewusst genug um auch mal nein zu sagen. Deshalb auch die Anzeige (Danke fürs liken und teilen, das war der Schlüssel zum Erfolg).

Hier werden Interessenten rigoros aussortiert: nein, ich vermittele keinen Dobermann in Draußenhaltung ohne Familienanschluss um einen Schrottplatz zu bewachen. Ich vermittle auch keinen Hund an jemanden, der ihn haben will, seiner Farbe oder seines Erscheinungsbildes wegen und ich vermittele auch nicht an schwangere alleinstehende Frauen (denn das kann durchaus gut gehen, muss es aber nicht und ich pokere nicht mit meinen Hunden).

Ob ein Haus und ein Garten vorhanden ist, ist mir wiederum völlig egal. Auch ich habe mit Jill auf 18 qm inkl Bad und Küche gelebt zeitweise. Sie war halt immer mit, ich würde behaupten, dass es ihr nicht geschadet hat. Bei einigen Hunden kommen noch Bedingungen hinzu, die einfach auf die individuellen Charaktereigenschaften des Hundes eingehen. Sparky hat sich vom ersten Moment an mehr an unseren Hunden, als an mir orientiert. Also fiel irgendwann die Entscheidung, dass er nicht in Einzelhaltung abgegeben wird, denn das würde ihn wahrscheinlich nicht glücklich machen und die neuen Halter hätten es gerade draußen viel schwerer, als mit einem zweiten Hund (Da war er wirklich anfangs sehr unsicher und hat sich ständig hingelegt und in Hecken und Ecken verkrochen. Hier hat es geholfen Emma mitzunehmen, von der er sich viel abgeschaut hat). Wir haben Sparkys neues Frauchen und auch gleich noch eine Doberfreundin dazu gefunden und ich habe ihn am Freitag hingebracht.

Natürlich fällt es nicht leicht, einen Hund, der sich hier eingelebt hat und sich super entwickelt wieder abzugeben. ABER: ich kann sie nicht alle behalten (wirklich nicht :P) und ich möchte auch noch Platz für weitere Notfälle haben.

Ja irgendwann wird die Zeit kommen, in der ich hier fünf Dobis halten kann, so wie ich es mir immer vorgestellt habe. Gerade sind zwei Junghunde inkl. Buster und seinen Baustellen neben Kind und Job einfach zu viel.

Nachdem ich mich persönlich davon überzeugt hatte, das perfekte Zuhause für den kleinen Wurm gefunden zu haben, habe ich ihn also da gelassen und ja ... es sind Tränen geflossen (auf den ersten 100 Kilometern Heimweg sogar sehr viele). Aber ich bin nach den ersten Tagen noch viel überzeugter davon, dass es richtig war, als in dem Moment, als ich gefahren bin. Hier bei uns ist wieder etwas mehr Ruhe und Luft für meine eigenen Hunde. Sparky (Amuun) bekommt einen 24/7 Rundum-Verwöhn-Service, den ich ihm hier als 4. Hund nicht hätte bieten können und: ich habe wieder einen Notfallplatz (wir gönnen uns allerdings eben eine Atempause).

Pflegestelle sein heißt:

  • im Notfall einspringen
  • wissen, dass man den Hund oder die Katze auch wieder abgibt (das muss übrigens gar nicht sein, einige entscheiden sich auch dafür, den Pflegetieren ein "Für-immer-Zuhause" zu bieten. Auch das geht)
  • den Tieren zu einem guten Start in ein neues Leben verhelfen
  • Einschätzen und die ersten kleinen Erziehungs- und Gewöhnungsaufgaben für einen besseren Alltag im Leben des Hundes zu starten

Pflegehunde (gerade aus dem Ausland oder von Beschlagnahmungen etc) sind meist erstmal ein Überraschungsei, außer sie kommen direkt aus einer Familie, die man befragen kann. Für Glück und Unglück der Pflegefamilien selbst, ist im Grunde zu großen Teilen der zuständige Verein tragend verantwortlich. Auch ich habe hier schon geflucht und gewettert. Aber im Grunde sind es meist die gleichen Rahmenbedingungen: die Kosten für Futter trägt die Pflegefamilie, Tierarztkosten trägt bei Tierarztbesuchen nach Absprache oder bei Notfällen der Verein. Es finden Besuche von Interessenten statt, manchmal telefoniert man auch mit ihnen, um den Hund/die Katze etwas besser zu beschreiben und irgendwann zieht das Pflegetier aus, um sein Glück in seiner ganz eigenen Familie zu suchen. Bei der Auswahl des Vereins, sollte man sich auf Erfahrungen anderer (entweder aus dem Netz oder am besten persönlich) verlassen und sich auch mal durchsetzen, wenn Dinge passieren, die für einen selber gar nicht gehen (für mich waren das die Nuckelfotos bei ebay-Kleinanzeigen in Verbindung mit der Vermittlung eines Dobermanns. Da hab ich angefangen die Sache selber in die Hand zu nehmen). Allerdings geht sowas nur in Absprache mit dem Verein, denn der Hund gehört nicht der Pflegefamilie, das darf man nie vergessen.

Im Grunde ist es grandios Pflegefamilie zu sein, denn man erlebt die Zeit im Leben des Hundes, in der er am schnellsten Entwicklungen macht (bei Welpen, die Zeit, in denen sie wirklich niedlich sind). Es ist so schön zu sehen, wie Hunde, die schlechte Erfahrungen gemacht haben oder hungern mussten, begreifen, dass man ihnen nur gutes möchte.

Wir können den Tieren helfen, in ein neues Leben zu starten und einige Stolpersteine beim Start schon ausräumen, bevor sie in die neue Familie ziehen (Tiere, die noch nicht sauber sind zum Beispiel lassen sich in einem gewissen Alter nur noch schwierig vermitteln, das gleiche gilt fürs Alleinebleiben, an der Leine gehen etc.)

UND: es ist unbezahlbar glückliche neue Herrchen und zum Beispiel "meinen" Sparky so zufrieden in seinem neuen Leben zu sehen an dem ich einen kleinen, aber doch entscheidenden Anteil hatte.

 

Übrigens darf jedes Pflegetier auch wieder zurück zu uns, wenn es gar nicht klappt, sich die Lebensumstände ändern etc. Das ist bisher allerdings noch nicht vorgekommen.